Interview mit Johannes Moskaliuk, dem Mitentwickler und Projektpartner

Im Interview spricht Stephan Teuber, Geschäftsführer der Loquenz Unternehmensberatung GmbH mit Prof. Dr. Johannes Moskaliuk, Geschäftsführer der ich.raum GmbH und Professor für Psychology and Management an der International School of Management in Stuttgart und Frankfurt.  

Johannes, Du bist Diplom-Psychologe und Betriebswirt: Was macht für Dich gute Führung aus?

Die Antwort ist eindeutig – zumindest aus betriebswirtschaftlicher Sicht: Gute Führung bedeutet erfolgreiche Führung; d.h. eine Führungskraft muss sich an dem Erfolg messen lassen, den das geführte Team, die Abteilung, das Unternehmen hat. Kriterien dafür können Umsatz, nachhaltige Produktbedingungen, Kundenzufriedenheit oder Wachstum sein, abhängig von der konkreten Führungsaufgabe. Und aus psychologischer Sicht diskutieren wir weitere Aspekte guter Führung: Wertschätzung der Mitarbeitenden, gesunde Mitarbeitende, Agilität, Innovationskraft, Teamorientierung, die Vorbildfunktion der Führungskraft und deren Visionen.

Was sagt der Wissenschaftler in Dir zur Frage nach guter Führung?

Die Bandbreite von Theorien zu Führung zeigt, dass die wissenschaftliche Diskussion oft auch ideologisch geführt wird: Situative Führung, transformationale Führung, Neuroleadership, Shared Leadership, Full Range Leadership. Hier werden jeweils unterschiedliche Aspekte von Führungshandeln in den Vordergrund gestellt. Die empirischen Ergebnisse sind allerdings oft widersprüchlich.  Es gibt kaum Studien, die einen kausalen Zusammenhang zwischen einem bestimmten Führungsstil und messbaren Erfolgskriterien auf Unternehmens- und Organisationsseite zeigen. Dazu gibt es einfach zu viele Faktoren die darüber entscheiden, ob Führung in ihrer Gesamtheit erfolgreich ist. Neben dem Führungsstil spielt z.B. auch die Unternehmenskultur, strategische Entscheidungen, die Diversität des Teams, die Persönlichkeit der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und weitere Faktoren eine Rolle. Ich bin überzeugt, dass gute Führung in erheblichem Maß von der Persönlichkeit der Führungskraft abhängt. Der Führungsstil muss zur Person passen, die führt – und gleichzeitig angepasst sein auf die Unterschiedlichkeit der geführten Personen.

Deshalb fokussiert Leadership 4.0 auf die Persönlichkeit der Führungskraft? 

Ja, denn so verstehen wir unser Programm Leadership 4.0: ein Programm, das die Persönlichkeit der Führungskraft in den Mittelpunkt stellt. Statt Tipps und Tricks zum Thema Führung zu vermitteln, die man auch in einem Buch oder einer Zeitschrift nachlesen könnte, geht es uns um Praxiswissen, das auf die individuellen Anliegen der Teilnehmenden und ihre Arbeitsumgebung, ihren Wirkungskreis zugeschnitten ist. Die Analyse des individuellen Leadership-Potentials zu Beginn des Programms und das begleitende Coaching zeigen: Es geht wirklich um ein Entwicklungsprogramm, nicht um bloße Wissensvermittlung.

Bestandteil von Leadership 4.0 sind auch digitale Elemente?

Führung ist dann besonders wirksam, wenn sie Spaß macht und zum festen Bestandteil der eigenen Persönlichkeit geworden ist. Das ist das eine. Führung braucht aber auch Werkzeuge, Methoden und Strategien. Dafür nutzen wir die begleitende Online-Plattform, mit umfangreichen Inhalten zum Thema Führung: Von der Check-Liste zum Führen eines Mitarbeitergesprächs bis zum Selbst-Coaching-Tool zum Thema Zeitmanagement.

Was hat es mit der Virtuellen Transfer-Werkstatt auf sich?

Mit unserer Transfer-Werkstatt bieten wir die Möglichkeit zum Austausch über eigene Erfahrungen, und leiten zur zielgerichteten Reflexion des eigenen Führungsverhaltens an. Dazu nutzen wir eine virtuelle Umgebung, in der sich die Teilnehmenden alle drei bis vier Wochen zu einem zweistündigen Meeting treffen – und zwar ohne zusätzlichen Reiseaufwand, direkt vom Arbeitsplatz oder von Zuhause aus. Uns geht es in der virtuellen Transfer-Werkstatt darum, die Herausforderung des Führungsalltags von Anfang an souverän und effizient zu lösen.

 Was reizt Dich an der Zusammenarbeit mit uns, mit Loquenz?

Die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Praxis finde ich spannend. Wir wollen Übersetzungsarbeit leisten, also aktuelle Theorien und Ergebnisse für die Praxis aufbereiten, so dass deren Anwendungsnutzen klar wird. Gleichzeitig möchte ich als Wissenschaftler wirklich relevante Fragen beantworten. Auch dazu braucht es den Kontakt zur Praxis. Bei der gemeinsamen Entwicklung des Programm Leadership 4.0 hat sich für mich bestätigt: Die jahrelange Beratungs- und Führungserfahrung des Loquenz-Teams kombiniert mit der wissenschaftlichen Fundierung, hilft uns dabei, die richtigen Führungsthemen zu identifizieren und die Führungskräfte dabei zu begleiten, sie erfolgreich in den Arbeitsalltag zu integrieren… Und ich bin überzeugt, das Leadership 4.0 im Blick auf die Wirksamkeit und methodische Umsetzung im Moment auf dem Markt einzigartig ist. Mir ist kein Anbieter bekannt, der bei einem Entwicklungsprogramm für Führungskräfte konsequent auf digitale Elemente setzt.  Außerdem macht die Zusammenarbeit mit euch Spaß.

Sind digitalen Elemente nicht vor allem eine Möglichkeit Kosten zu sparen?

Klar, wenn wir anstelle von 12 Seminartagen in 6 Präsenztagen  spart das Reiseaufwand und die Abwesenheit der Führungskraft ist kürzer. Das ist unser klassisch schwäbisches Argument. Der Wissenschaftler in mir aber weiß, dass die digitalen Elemente zu einer höheren Qualität des Programms führen. Ich habe in den letzten Jahren umfangreich zur Frage geforscht, wie digitale Medien wirksam zur Vermittlung von Handlungswissen genutzt werden können. Auch diese Erkenntnisse sind in die Konzeption eingeflossen.

Ein Beispiel dafür: Wir haben herausgefunden, dass die Anwendung von Handlungswissen im Alltag erleichtert wird, wenn eher abstraktes Wissen (z.B. über passende Kommunikationsstrategien bei persönlichen Angriffen oder Kritik) mit ganz konkreten Situationen verknüpft wird (z.B. „Herr Meier kommt mit hochrotem Kopf in mein Büro und brüllt mich an.“). Das erleichtert den späteren Abruf des gelernten Handlungswissens. Oder dass Menschen dann am besten Lernen, wenn neues Wissen nicht zu leicht, aber auch nicht zu schwer ist. Das ist ideal für die Verknüpfung von Vorwissen mit neuem Wissen.

Was bedeutet das konkret?

Die virtuelle Transfer-Werkstatt löst das Problem, dass von den Inhalten eines langen Seminartages oft wenig im Arbeitsalltag umgesetzt werden kann. Die kürzeren aber regelmäßigen Einheiten ermöglichen die zeitnahe Reflexion von konkreten Anliegen und erleichtern gleichzeitig, das Gelernte direkt anzuwenden – sobald sich die Teilnehmenden aus der virtuellen Transfer-Werkstatt ausgeloggt haben, sind Sie wieder in Ihrem normalen Arbeitsalltag.

Die Online-Plattform erlaubt den Teilnehmenden, sich auf die Präsenz-Seminare vorzubereiten bzw. die Inhalte zu vertiefen. Die kostbare Zeit in den Präsenz-Seminaren müssen wir nicht für Vermittlung von Inhalten nutzen, sondern für die praxisorientierte Vertiefung des Gelernten. Damit lösen wir ein klassisches Problem von Präsenzseminare: Während es den einen langweilig ist, weil die Trainer Dinge erzählen, die bereits bekannt sind, würden die anderen gerne noch mehr zu einem Thema hören. Die Online-Plattform mit vorbereitenden und weiterführenden Inhalten bietet für alle das Passende.

Zum Abschluss: Was ist Dein Traum, wenn sich Leadership 4.0 am Markt etabliert hat?

Dass in naher Zukunft  rund um Leadership 4.0 eine Praxis-Community mit den Führungskräften, die an unserem Entwicklungsprogramm teilgenommen haben, entsteht. Diese Community ermöglicht den immer wieder wichtigen und sinnvollen unternehmens- und organisationsübergreifenden Austausch von Erfahrungen und die Reflexion des eigenen Führungshandelns  – eine Voraussetzung für erfolgreiche Führung. Dieses Potential digitaler Technologien sollten wir nutzen.

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